Todeslauf by Jeff Abbott

Todeslauf by Jeff Abbott

Autor:Jeff Abbott
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-11-13T05:00:00+00:00


47

Ich zuckte nicht mit der Wimper. »Da gibt’s viele.«

»Die peinlichste.«

Ich schluckte und versuchte mich an die Fotos in der dicken Akte des Schmugglers zu erinnern. Nicht im Gesicht. Nicht auf der Brust. Dann lächelte ich, als mir einfiel, wie Brandon, mein Chef in London, einmal einen Witz darüber gemacht hatte.

»Am Arsch«, sagte ich. »Seine Freundin hat sie ihm mit einem Küchenmesser verpasst. Sie hätte mal Ihr Wakizashi haben sollen.«

Er lächelte, weil ich das japanische Wort kannte. »Und warum hat sie’s getan?«

»Er hat’s mit den Mädchen getrieben, die er nach Israel und Dubai lieferte«, antwortete ich. »Um sie für die Kunden abzurichten.« Ich durfte mir meinen Abscheu nicht anmerken lassen. Die meisten dieser Mädchen kamen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken und suchten verzweifelt Arbeit; man versprach ihnen Jobs als Kellnerin oder Sekretärin, dann brach man ihren Widerstand durch Vergewaltigung und Heroin, bevor sie zu ihren Zuhältern kamen. »Seiner Freundin hat das gar nicht gefallen. Er hat noch Glück gehabt, dass sie ihn hinten erwischt hat und nicht vorne.«

»Und wie hast du die Narbe gesehen?«

Natürlich hatte ich sie in seiner Akte gesehen. Ich hoffte, dass ich die Geschichte von der Narbe richtig wiedergegeben hatte. Wenn nicht, war ich erledigt; Piet würde mich auf der Stelle umbringen, falls ich ihn nicht vorher töten konnte. »Er hat sich die Mädchen immer mal wieder vorgenommen, und dabei hab ich’s gesehen.«

Piet nickte kaum merklich. Ich war drinnen, zumindest fürs Erste. Ich wurde für vertrauenswürdig befunden, weil ich die Narbe am Arsch eines Vergewaltigers kannte.

»Bereite schon mal alles vor«, sagte er. »Die Ware wird in zwei Tagen hier sein. Du übernimmst sie, packst sie für den Transport nach Amerika um und bringst sie am Zoll vorbei auf ein Schiff in Rotterdam. Du kriegst fünfzigtausend Euro. Falls du Hilfe mit den Dokumenten brauchst – mein Boss Edward ist ein Meisterfälscher.«

Die Ware umpacken. Oh ja. Das würde der entscheidende Augenblick sein. Ich würde Hilfe brauchen – am besten die ganze Bande.

Das war der Moment, in dem ich sie ausschalten konnte, in dem ich Yasmin befreien und die Wahrheit aus dem Mann mit der Narbe rauskriegen konnte. Die Gelegenheit leuchtete verlockend vor meinen Augen auf.

Ich verbarg meine Erleichterung mit einem Einwand. »Warte mal. Ihr habt den Türken gefeuert, nicht wahr? Ich mache nicht mit, wenn er euch die Bullen auf den Hals hetzt.«

»Der macht niemandem mehr Ärger«, warf einer der Zwillingsbrüder ein, der kahlköpfige.

»Oh«, sagte ich.

»Der Türke war früher Agent beim MIT«, erklärte Piet. MIT stand für den türkischen Geheimdienst Milli Istihbarat Teşkilatı. »Sie haben ihn wegen irgendwelcher Dienstvergehen gefeuert. Er hat eine Gruppe von Türken dafür bezahlt, dass sie ihn aufnehmen, damit er an mich herankommt. Mit diesen Typen arbeite ich nie wieder zusammen. Er wollte mich bescheißen, aber das hat nicht geklappt.« Er sah mir fest in die Augen. »Die Zwillinge sind sehr gut darin, alles über Leute herauszufinden, was wir wissen müssen.«

Der Türke hatte also einen ähnlichen Hintergrund wie ich gehabt; Bahjat Zaid hatte noch jemanden gefunden, der bei seinem Arbeitgeber in Ungnade gefallen war, und ihn mit dem Auftrag losgeschickt, seine Tochter zu retten.



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